50 Jahre SRU: Umweltpolitik für das 21. Jahrhundert
Konferenz am 19. Mai 2022 im Hotel Aquino in Berlin
In der deutschen Umweltpolitik herrscht Aufbruchstimmung. Die neue Koalition sieht die Klimaziele als „oberste Priorität“ und will „eine sozial-ökologische Marktwirtschaft neu begründen“. Ehrgeizige Rhetorik gehört allerdings schon lange zum Repertoire der Umweltpolitik, eine konsequente Umsetzung in allen Politikbereichen gelang in der Vergangenheit seltener.
Doch wie kann die neue Regierung tatsächlich eine Transformation zur Nachhaltigkeit einleiten? Muss die „Architektur der Macht“ neu ausgerichtet werden, um die Umweltkrise zu bewältigen? Wie gestaltet sich das zukünftige Verhältnis zwischen Regierungspolitik und Zivilgesellschaft? Welchen Debatten sollte sich die Umweltpolitik stellen, beispielsweise zu den politisch schwierigen Themen Wachstum und Suffizienz? Welche Bedeutung kommt dem individuellen Verhalten zu und wie kann es politisch verändert werden? Was kann, darf und muss Wissenschaft in der Krise leisten, welche Lektionen haben wir aus der Pandemie gelernt?
Konferenzprogramm
Moderation: Hanna Gersmann
10:00 Uhr | Begrüßung
Prof. Dr. Claudia Hornberg, Vorsitzende des SRU |
10:15 Uhr | Keynotes |
| Umweltpolitik vor neuen Herausforderungen
Dr. Bettina Hoffmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
50 Jahre Umweltpolitik – eine Erfolgsbilanz?
Dr. Christian Hey, Umweltministerium Hessen |
11:15 Uhr | Impuls |
| Challenges and opportunities for zero pollution in Europe
Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Meere und Fischerei |
11:20 Uhr | Podium |
| Top-down oder bottom-up? Umweltschutz zwischen Politik und Zivilgesellschaft
Jörg-Andreas Krüger, NABU
Sabine Nallinger, Stiftung KlimaWirtschaft
Bernd Ulrich, DIE ZEIT |
12:15 Uhr | Mittagspause |
13:00 Uhr | Auftakt zu den Sessions |
| Zukunftsthemen der Umweltpolitik
Prof. Dr. Claudia Hornberg, Vorsitzende des SRU
Impulse im Pecha-Kucha-Format zu den Themen der parallelen Sessions
Dr. Gregor Hagedorn, Prof. Dr. Heike Köckler, Kai Kuhnhenn, Caroline Paulick-Thiel, Rosa Strube, Prof. Dr. Klement Tockner |
14:00 Uhr | Parallele Sessions I |
| 1. Staat: Gärtner oder Steuermann? Der Staat in der sozial-ökologischen Transformation
2. Ökologische Grenzen: Rote Linien für die Politik auch jenseits des Klimaschutzes?
3. Suffizienz: Ein notwendiger und machbarer Pfad zum 1,5-Grad-Ziel? |
15:00 Uhr | Kaffeepause |
15:20 Uhr | Parallele Sessions II |
| 4. Verhalten: Beeinflussung individuellen Verhaltens und die politischen Fallstricke
5. Gerechtigkeit: Mehr als nur Energiepreise: Die unterschätzte Bedeutung von Umweltgerechtigkeit
6. Wissenschaft: Was kann, darf, muss wissenschaftliche Beratung in der Umweltkrise leisten? |
16:30 Uhr | Podium |
| Internationale Umwelt- und Klimapolitik in Zeiten geopolitischer Konfrontation
Norbert Gorißen, Auswärtiges Amt
Dr. Norbert Röttgen MdB, CDU
Prof. Dr. Imme Scholz, Heinrich-Böll-Stiftung |
17:30 Uhr | Verabschiedung
Prof. Dr. Claudia Kemfert, stellvertretende Vorsitzende des SRU |
Programm zum Download
Parallele Sessions
Sessions I – 14:00 bis 15:00 Uhr
1. Staat:
Gärtner oder Steuermann? Der Staat in der sozial-ökologischen Transformation
Die neue Bundesregierung strebt eine Transformation zur Nachhaltigkeit an und hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, etwa zu erneuerbaren Energien, zur Landwirtschaft oder zur Kreislaufwirtschaft. Wie kann es dem Staat gelingen, diese Transformationen tatsächlich einzuleiten? Sollte er als „Gärtner“ vor allem Bedingungen schaffen, unter denen Lösungen in Gesellschaft und Wirtschaft gedeihen können? Oder sollte er als „Steuermann“ aktiv den Kurs der Transformation bestimmen? Und wie müssen sich Staat und Verwaltung weiterentwickeln, um diese Rollen erfolgreich auszufüllen?
Plenum: Caroline Paulick-Thiel (Politics for Tomorrow);
Stephan Schilling (BMWK); Franziska Wolff (Öko-Institut); Moderation: Marvin Neubauer (SRU)2. Ökologische Grenzen:
Rote Linien für die Politik auch jenseits des Klimaschutzes?
Das Bundesverfassungsgericht hat den Gesetzgeber dazu verpflichtet, die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten. Aber auch in anderen Feldern als dem Klimaschutz sind ökologische Belastungsgrenzen bereits überschritten oder nähern wir uns einem kritischen Bereich. Wie können die ökologischen Belastungsgrenzen in anderen Umweltbereichen für die Praxis handhabbar gemacht werden? Wo beginnt und wo endet der Spielraum der demokratisch legitimierten Entscheidungsträger?
Plenum: Prof. Dr. Klement Tockner (Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung);
Dr. Cornelia Ziehm (Rechtsanwältin); Prof. Dr. Wolfgang Köck (SRU); Moderation: Sophie Wiegand (SRU)3. Suffizienz:
Ein notwendiger und machbarer Pfad zum 1,5-Grad-Ziel?
Suffizienz bedeutet Lebens- und Wirtschaftsweisen, die den Verbrauch von Energie und Ressourcen auf ein nachhaltiges Maß reduzieren. Für erfolgreichen Klimaschutz im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel könnte Suffizienz ausschlaggebend werden. Allerdings dominiert in der öffentlichen Diskussion ein Narrativ, das Suffizienz mit erzwungenem Verzicht gleichsetzt und ablehnt. Wie viel Suffizienz brauchen wir und was sind erfolgversprechende Ansatzpunkte, um suffiziente Lebens- und Wirtschaftsweisen breit gesellschaftlich zu verankern?
Plenum: Kai Kuhnhenn (Konzeptwerk Neue Ökonomie);
Katharina Bohnenberger (Universität Duisburg-Essen); Jane Ehlers (akzente); Moderation: Dr. Sebastian Strunz (SRU)Sessions II – 15:20 bis 16:20 Uhr
4. Verhalten:
Beeinflussung individuellen Verhaltens und die politischen Fallstricke
Eine Nachhaltigkeitstransformation erfordert unter anderem auch Veränderungen von individuellen Gewohnheiten und Entscheidungen. Umweltfreundliches Verhalten muss dafür attraktiver werden. Warum ist es politisch so schwer, Verhaltensänderungen zu bewirken, und warum scheitern Vorschläge für politische Maßnahmen bisher so oft? Wie kann es gelingen, gesellschaftlich akzeptable, sozialverträgliche und politisch durchsetzbare Maßnahmen zu etablieren, die im politischen Prozess bestehen?
Plenum: Rosa Strube (CSCP);
Prof. Dr. Felix Creutzig (TU Berlin; MCC); Dr. Andreas Burger (UBA); Moderation: Prof. Dr. Annette Elisabeth Töller (SRU)5. Gerechtigkeit:
Mehr als nur Energiepreise: Die unterschätzte Bedeutung von Umweltgerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit wird häufig im Zusammenhang mit den Kosten der Energiewende diskutiert. Sie spielt aber auch eine große Rolle bei der Qualität des Lebensumfelds, vor allem in Städten. Menschen in benachteiligten Quartieren sind oft stärker durch Lärm, Luftschadstoffe und andere Umweltrisiken belastet. Zudem ist häufig der Zugang zu gesundheitsförderlichen Umweltressourcen, wie Spielplätzen, Parks oder Sportanlagen, sozial ungleich verteilt. Eine Aufwertung dieser Quartiere kann dazu beitragen, Umwelt- und Gesundheitslasten abzubauen und damit soziale Gerechtigkeit zu stärken. Wie sollte eine erfolgreiche Politik für mehr Umweltgerechtigkeit konkret aussehen?
Plenum: Prof. Dr. Heike Köckler (Hochschule für Gesundheit Bochum);
Ronny Meyer (BMUV); Prof. Dr. Claudia Hornberg (SRU); Moderation: Dr. Markus Salomon (SRU)6. Wissenschaft:
Was kann, darf, muss Wissenschaft angesichts der Umweltkrise für die Politik leisten?
Wissenschaftsbasierte Politikberatung ist sehr gefragt, gleichzeitig wird häufig geargwöhnt, sie lasse sich politisch instrumentalisieren. Stellt die fortschreitende Umweltkrise neue Anforderungen an die wissenschaftliche Beratung von Politik? Wie kann das Vertrauen in die Beratung gestärkt werden und könnte sie dadurch mehr Wirkung entfalten? Welche Mittel und Wege sind vielversprechend – jenseits von Gutachten und Modellen?
Plenum: Dr. Gregor Hagedorn (Museum für Naturkunde Berlin, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung; Scientists for Future);
N.N.; Moderation: Prof. Dr. Josef Settele (SRU)