In einem kürzlich erschienenen Beitrag zur "Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen" warnt der Ökonom des Sachverständigenrates für Umweltfragen, Prof. Michaelis, vor einer Liberalisierung der deutschen Wasserversorgung. Kaum spürbare Kostensenkungen, eine voraussichtlich geringere Wasserqualität und mehr Kontrollaufwand wären die Risiken einer Öffnung der Wassermärkte. Prof. Michaelis verweist in seinem Beitrag auf die Sonderbedingungen der deutschen Wasserversorgung. Es fehlt in Deutschland ein flächendeckendes Verbundnetz. Der Transport von Wasser ist mit deutlich höheren Kosten verbunden als der von Elektrizität. Aus diesen Gründen wird kurzfristig ein wirksamer, kostensenkender Wettbewerb kaum stattfinden können. Es würde zunächst zahlreiche Gebietsmonopole geben. Um einen Missbrauch der Monopolstellung zu verhindern und die Wasserqualität zu erhalten, bedürfe es eines erheblichen staatlichen Kontrollaufwandes. Aus diesen Gründen könne man nicht mit spürbaren Kostensenkungen durch eine Marktliberalisierung rechnen. Die Kostenersparnisse würden voraussichtlich nicht über 10 Euro pro Einwohner und Jahr liegen.
Dem gegenüber stünden die Risiken einer Wasserliberalisierung. Es drohe eine verstärkte Fernwasserversorgung, die eine erhöhte Chlorzugabe erforderlich machen könne. Gefährdet seien auch die lokalen und regionalen Verantwortlichkeiten für das Grundwasser. Die britischen Erfahrungen zeigten zudem, dass anspruchsvolle Umweltstandards für eine nachhaltige Wasserwirtschaft auf den "erbitterten Widerstand der privaten Betreiber" stießen.
Prof. Michaelis schlägt als Alternative zur Liberalisierung vor, die Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung der öffentlich-rechtlichen Wasserversorgung auszuschöpfen. Hierzu zählen die verbesserte Zusammenarbeit der Wasserversorger sowie Benchmarking-Prozesse, die die Leistungsfähigkeit verschiedener Versorger miteinander vergleichen.
Michaelis, P. (2001): Wasserwirtschaft zwischen Markt und Staat. Zur Diskussion um die Liberalisierung der deutschen Wasserversorgung. - Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen 24 (4), S. 432 - 450.