Europäische Umwelt- und Nachhaltigkeitsräte fordern ehrgeizige europäische Klimaschutzziele
Datum 13.12.2004
Mitglieder des Europäischen Netzwerkes von Umwelt- und Nachhaltigkeitsräten, darunter auch der SRU, haben heute in einer Stellungnahme für die Fortsetzung der europäischen Vorreiterrolle im Klimaschutz geworben. Die 9 Umwelt-und Nachhaltigkeitsräte, die alle ihre jeweilige Regierung beraten, werben für ein klares politisches Bekenntnis, europaweit die Treibhausgase bis 2020 um mindestens 30% und bis 2050 um 70% gegenüber 1990 zu vermindern. Die Stellungnahme richtet sich an die Europäische Kommission und die Regierungschefs, die auf ihrem Frühjahrgipfel 2005 das Thema beraten wollen.
Kernbotschaften der Stellungnahme sind:
- Wir erkennen ein günstiges Politikfenster für Langfristziele auf der europäischen und der internationalen Ebene. Insbesondere die anstehende Runderneuerung der Stromerzeugung erfordert Langfristziele, um kapitalintensive Investitionen mit sehr langer Amortisationszeit optimieren zu können.
- Politische Zielsetzungen für den Zeitraum nach 2012 sind schon Gegenstand in mehreren EU-Staaten: Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Schweden, Tschechien und Großbritannien haben bereits ehrgeizige Verminderungsziele für die Treibhausgase. Zusammen sind damit über 60% der Treibhausgasemissionen in der EU mit Langfristzielen für 2020 oder 2050 belegt.
- Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen nahe, dass die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre niedriger sein muss, als bisher angenommen, um unterhalb einer Temperaturerhöhung von 2 Grad Celsius zu bleiben, die als kritische Schwelle gilt. Dies bedeutet, dass die Ziele aus Klimaschutzgründen ehrgeiziger sein müssten, als die Spannbreite der von den Vorreiterländern bisher angestrebten Ziele.
- Neuere Erkenntnisse der globalen ökonomischen Analysen verweisen darauf, dass ehrgeizige Klimaschutzziele zu vertretbaren Kosten erreichbar sind, insbesondere wenn man vermeidbare Schadenskosten berücksichtigt. Für Europa sind aber noch genauere Abschätzungen erforderlich.
Vor diesem Hintergrund empfehlen die Unterzeichner, dass die EU ein politisches Ziel für eine Verminderung der Treibhausgase über 30% bis zum Jahr 2020 und über 70% bis zum Jahr 2050 formuliert (Basisjahr 1990). Dieses politische Ziel sollte nach weiteren ökonomischen Analysen überprüft und in rechtsverbindliche Ziele überführt werden.
Die ausführliche Stellungnahme kann unter: www.eeac-network.org oder www.umweltrat.de heruntergeladen oder in der Geschäftsstelle des SRU angefordert werden). Für weitere Hintergrundinformationen wenden Sie sich bitte an Dr. Christian Hey, Generalsekretär, SRU, Tel. 0049-30-263696-110
Unterzeichnet haben:
Österreich: Austrian Association for Agricultural Research (OeVAF)
Belgien/Flandern: Environment and Nature Council of Flanders (MiNa-Raad)
Deutschland: Advisory Council on the Environment (SRU), Advisory Council on Global Chance (WBGU), Council for Sustainable Development (RNE) 1
Portugal: National Council on Environment and Sustainable Development (CNADS)
Slowenien: Council for Environmental Protection (CEPRS)
Schweden: Environment Advisory Council (MVB) - Working Group Ecological Transition
Großbritannien2: English Nature (EN)
1 The RNE endorsed the statement's overall target in previous RNE-recommendations, however could not discuss in detail all arguments of the statement and hence does not endorse the full statement.
2 The UK Royal Commission on Environmental Pollution (RCEP) supports the idea of longterm targets and has made a recommendation to the UK government for a target of 60% reduction of GHGs from current levels (baseline year 1997). As the Royal Commission has not revisited its recommendation of 2000 it does not support the specific targets of this EEAC WG statement.
Sachverständigenrat für Umweltfragen
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