SRU FORDERT: 4 LITER DURCHSCHNITTSVERBRAUCH
FÜR NEUWAGEN BIS 2012
Datum 14.09.2005
Hohe Benzinpreise, Umwelt- und Klimaschutz spielen auf der Internationalen Automobilausstellung eine zentrale Rolle. Zunehmend geht es um leisere, sparsamere und saubere Fahrzeuge. Das bisherige "stärker, schneller, größer" stößt immer mehr an Grenzen. Dazu hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) in seinem Sondergutachten "Umwelt und Straßenverkehr" Stellung genommen. Das Gutachten erscheint soeben als Buch.
Der SRU begrüßt die neuere Diskussion um energiesparende Autos. Der fortschreitende Klimawandel, dauerhaft hohe Ölpreise und die weltweite Zunahme gesetzlicher Vorschriften zum Energiesparen machen die Herstellung energiesparender Autos immer mehr zu einem entscheidenden internationalen Wettbewerbsfaktor. Der bemerkenswerte Durchbruch von Hybridfahrzeugen auf dem Weltmarkt verdeutlicht dies. Dabei zeigt sich leider, ebenso wie beim Einsatz des Dieselrußfilters, dass deutsche Hersteller heute nicht mehr zu den Vorreitern umweltverträglicher Fahrzeugtechnik gehören.
In seinem Sondergutachten hält der SRU eine Verminderung der Emissionen von Treibhausgasen bei Neufahrzeugen von heute durchschnittlich 165 g CO2/km auf 100 g im Jahre 2012 für realisierbar. Das entspricht einem Dieselverbrauch von 3,8 und einem Benzinverbrauch von 4,3 l/100 km. Eine derartige Reduzierung ist möglich durch Hubraumverringerung, effizientere Motoren, Hybridisierung, leichtere Fahrzeuge und verringerten Luft- und Rollwiderstand. Schon heute ist ein Mittelklassewagen mit vergleichbarem Verbrauchswert erfolgreich auf dem Markt. Das bisher in der EU diskutierte Ziel von 120 g CO2 pro Kilometer bis 2012 ist demgegenüber technisch zu wenig ambitioniert.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen ist auch skeptisch, ob anspruchsvolle Umweltziele für Autos durch die Fortführung der Selbstverpflichtung der Automobilindustrie erreichbar sind. So droht schon die bisherige Selbstverpflichtung ihr vergleichsweise moderates Ziel zu verfehlen. Grund hierfür ist, dass die Automobilverbände keine Möglichkeit haben, anspruchsvolle Umweltziele gegenüber ihren Mitgliedsunternehmen durchzusetzen. Aus diesem Grunde empfiehlt der SRU den Einsatz marktwirtschaftlicher Instrumente (handelbare Flottenemissionsrechte).
Nur begrenzte Wirkung hat nach Einschätzung des SRU der Versuch, hohe Treibstoffkosten durch den vermehrten Einsatz von Biokraftstoffen zu senken. Die Herstellung von Biokraftstoffen ist teuer. Die Produktionskosten liegen heute in Deutschland bei 45-90 Cent pro Liter je nach Rohstoff und Herstellungsmethode. Biokraftstoffe können derzeit nur durch massive Subventionen eingeführt werden. Zu beachten ist zudem, dass das derzeitige Potential der Beimengung durch Biokraftstoffe begrenzt ist, wenn man vermeiden will, dass Natur und Landschaft in hohem Maße beeinträchtigt werden.
Grundsätzlich verfehlt ist auch die neue Debatte um eine Widerbelebung der Pendlerpauschale. Noch bis vor kurzem hat die derzeitige Bundesregierung mit guten Argumenten eine Senkung der Pendlerpauschale vorgeschlagen. Die Pendlerpauschale erzeugt Anreize zur Zersiedlung und damit zu mehr Straßenverkehr. Nicht zuletzt aus Umweltgründen ist dies langfristig nicht zu vertreten. Der SRU schlägt daher eine entfernungsunabhängige Pauschale für niedrigere Einkommensgruppen als Alternative vor.
Das Sondergutachten des SRU bettet diese Vorschläge in ein integriertes Gesamtkonzept von Maßnahmen an der Quelle, der Verkehrsplanung und Verkehrslenkung ein, durch dessen Umsetzung der Automobilverkehr bei Wahrung hoher Mobilität insgesamt umweltverträglicher gestaltet werden kann.
Das Buch mit dem Titel "Umwelt und Straßenverkehr. Hohe Mobilität – umweltgerechter Verkehr" erscheint am 19. September im Nomos Verlag und kann über den Buchhandel bezogen werden.
Download:
Sondergutachten "Umwelt und Straßenverkehr. Hohe Mobilität – umweltgerechter Verkehr"
Ausführlichere Informationen zu den Empfehlungen des SRU finden Sie im Sondergutachten unter den folgenden Textziffern:
- Zum Potential energieeffizienter Fahrzeuge: Textziffern 311-313
- Zur Kritik der Selbstverpflichtung der europäischen Automobilindustrie: Textziffern 321 und 322
- Zum SRU-Vorschlag eines verkehrspolitichen Instrumentenmixes: Textziffern 377-380
- zu Biokraftstoffen: Textziffern 352 und 353
- Zur Pendlerpauschale: Textziffer 636
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Dr. Christian Hey, Generalsekretär, SRU, Tel. 030/26 36 96-110.
Sachverständigenrat für Umweltfragen
Reichpietschufer 60, 10785 Berlin
Telefon 030/26 36 96-0; Fax: 030/263696-109
Internet: http://www.umweltrat.de, e-mail: sru-info@uba.de
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