Sachverständigenrat für Umweltfragen

Risiken des Eintrags von Arzneimitteln in die Umwelt weitgehend unbekannt

SRU fordert angesichts zunehmender Umweltbelastung eine Umweltrisikobewertung für Altarzneimittel und die Minderung des Antibiotikaeinsatzes insbesondere in der Tierhaltung

Datum 26.04.2007

Der Einsatz von Arzneimitteln ist ein wesentlicher Bestandteil der modernen Medizin und trägt in erheblichem Maße zu dem in Deutschland erreichten hohen Gesundheitsstandard bei. Allerdings ist die Verwendung von Arzneimitteln mit Risiken für die Umwelt verbunden. So kann der Eintrag in Gewässer oder die Böden in Einzelfällen zu Umweltschäden führen. Das Wissen über das Verhalten vieler Arzneimittel in der Umwelt ist jedoch noch unzureichend. Deshalb ist eine umfassende Risikoeinschätzung (noch) nicht möglich.

Dringender Handlungsbedarf besteht beim Antibiotikaeinsatz. Antibiotika-resistente Keime nehmen ständig zu. Es entstehen multiresistente Bakterienstämme. Insbesondere in der Tierhaltung kommen noch immer zu große Antibiotikamengen zum Einsatz.

Der SRU fordert daher eine Reduktion des Antibiotikaeinsatzes insgesamt sowie eine klare Trennung von humanmedizinisch und tiermedizinisch eingesetzten antibiotischen Wirkstoffen. Nötige Maßnahmen hierfür sind:

  • Die Reduzierung der prophylaktischen Verabreichung hochwirksamer Medikamente, wie zum Beispiel Antibiotika, bei der Tierhaltung auf das unabdingbar gebotene Mindestmaß.
  • Der Einsatz von so genannten Reserveantibiotika für humanpathogene Problemkeime sollte in der Landwirtschaft nur in begründeten Verdachtsfällen und nur zur Behandlung einzelner Tiere zugelassen werden. Nur durch restriktive Verwendung kann die Wirksamkeit dieser Antibiotika bei ansonsten schwer therapierbaren krankheitsverursachenden Keimen erhalten bleiben.
  • In der Tierhaltung sollte die Entscheidung für die Auswahl der Arzneimittel und die Akzeptanz der Notwendigkeit einer Minimierung des Eintrags verbessert werden.

    Für bereits lange vermarktete Arzneimittel müssen aussagekräftige Stoffrisikobewertungen entwickelt werden.

In diesem Zusammenhang sind folgende Maßnahmen nötig:

  • In Anlehnung an bereits bestehende Altstoffprogramme für Chemikalien oder Pestizide sollte ein europäisches Altarzneimittelprogramm konzipiert und zügig umgesetzt werden.
  • Es wird eine Projektgruppe zwischen Herstellern, Regulatoren und Wissenschaftlern angeregt, die für die Umweltrisikobewertung prioritäre Arzneimittelwirkstoffe identifizieren und die bestehenden Informationslücken möglichst effizient schließen soll.
  • Die derzeit bestehenden Stoff-Monitoringprogramme sollten durch eine kontinuierliche Dokumentation der Belastung der Oberflächengewässer und Böden für zumindest einige ausgewählte Arzneimittelwirkstoffe ergänzt werden.
  • Für eine verbesserte Risikobewertung von Tierarzneimitteln ist es notwendig, ein verbindliches Erfassungssystem für den Gesamtverbrauch von Arzneimitteln in Betrieben mit Tierhaltung zu etablieren und die aktuellen Daten den verantwortlichen Behörden zugänglich zu machen.
  • Für den Einsatz von Humanarzneimitteln sollte in Kooperation mit der Industrie ein System zur Erfassung der Verbrauchsmengen konzipiert werden.

    Download: Aktuelle Stellungnahme: "Arzneimittel in der Umwelt"
    Weitere Informationen erhalten sie bei Dr. Christian Hey, Tel:263696-0

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